Vier Jungs, ein internationales Team, zwei deutsche ein Österreicher und ein Amerikaner.
Von Huaraz aus machen wir uns auf den Weg zum Refugio am Lake Parón, ein wunderschöner See, der hinter einer mächtigen Moräne versteckt ist, die fast das ganze Tal blockiert.
Dort angekommen, machen wir uns auf den Weg zu unserem ersten Ziel in diesem Tal - der Shpinx. Der Plan ist, ihre ca. 500 m hohe Ostwand über die Originalroute von 1985 zu klettern. Die drei Erstbegeher, zwei Spanier und ein Peruaner haben für die 750 Klettermeter in ca. 20 Seillängen sieben Tage gebraucht und die Route anschließend mit 6c+ bewertet. Damit hätten sie die erste technische Bigwall-Route in Peru eröffnet. Die Schwierigkeiten begrenzen sich auf die 6. und 7. Länge. Allerdings ist das sehr großzügig bewertet. Tatsächlich liegen die beiden schweren Längen, deren Crux sich jeweils auf ein paar Züge begrenzen, eher um 6b.
Als wir also den vermeintlich kurzen Zustieg zum Basecamp starten, wissen wir noch nicht, dass wir uns grob verhauen und ins falsche Tal marschieren und das, obwohl wir zwei Geographen im Team haben. Als wir nach vier Stunden Zustieg (eigentlich sollten es um die zwei Stunden sein) am Ende vom Tal nirgends eine Sphinx sehen, gestehen wir uns unseren Fehler ein, und kehren zum See zurück, um dort eine Nacht zu verbringen und uns am nächsten Tag erneut aufmachen.
So sehen vier Jungs aus, die gerade umsonst 800 Höhenmeter in der Pampa hinter sich gebracht haben...
Als wir es dann doch zum schönen Basecamp geschafft haben, richten wir uns ein und gehen anschließend vor zum Wandfuß, um den Teil der Route auszuchecken, der von unten einzusehen ist. Das sind die ersten neun Längen bis zum Bivi-Ledge. Diese neun Längen enthalten die technischen Schwierigkeiten, man kann sich allerdings noch gut zurückziehen, da die meisten Stände eingerichtet sind. Abseilen also kein Problem. Zwei, drei Längen nach dem Lesge erreicht man dann mehr oder weniger den Point of no Return: hier legt sich zwar die Wand zurück, das Gelände wird einfacher, aber auch unübersichtlicher. Die Krux hier sind Orientierung und ein paar Längen vor dem Top Out ist auch nicht mehr viel mit absichern.
Die Ostwand der Sphinx
Am nächsten Tag steigen wir also mit dem ersten Licht um 6 Uhr morgens nach einer dreiviertel Stunde Zustieg ein. Die ersten Längen laufen wunderbar. Axel und Julian klettern hinter uns und wir klettern im gleichen Rythmus, so dass die Jungs nicht lange warten müssen. Als wir weiter hinaufkommen, wächst unser Vorsprung ein bisschen, bis wir nach sehr diversen und interessanten Längen die Schlüssellöchern erreichen. Hier geht uns ein bisschen die Muffe: weder Denni und ich haben bei unserem Trip damit gerechnet, hier durchzukommen. Es stellt sich aber heraus, dass die beiden Längen dankbar und schön zu klettern sind, zumindest für den Vorsteiger: der Nachßteiger hat in den beiden Querungen unter den Überhängen und in ein paar anderem Längen eher ein Problem, da er den Rucksack tragen muss.
Als wir den schönsten Teil der Wand hinter uns haben, ist es 11:15 Uhr. Wir machen kurz Pause und dann geht es mit einer Klasse, doch bisschen grasigen 5.10 Riss-Verschneidung weiter. Danach legt sich das Gelände schließlich immer mehr zurück. Es geht durch Rinnen und Risse immer höher und schließlich kommt der unvermeidliche Punkt, an dem wir uns der Richtung nicht mehr sicher sind. Wir folgen unserer Intuition und verlassen uns nicht mehr auf das semi-gute Topo. Wir queren längere Zeit nach rechts, über einen Pfeiler, bis wir schließlich einen Ausstieg erahnen können. Das Gelände ist inzwischen wirklich leicht und kaum mehr abzusichern, wir sind froh um jegliche Möglichkeit, auch nur irgendeinen stand zu bauen. Es dämmert inzwischen fast und die Nerven liegen ein bisschen blank, da wir keine Lust auf ein Bivi in der Wand haben. Zudem hat sich meine Stirnlampe im Rucksack verselbstständigt und war den ganzen Tag an und ist jetzt dem entsprechend fast leer. Fast so leer wie wir. So viele Stunden in der Wand Schläuchen. Und kaum Pause. Um Dennis Stirnlampe steht es kaum besser: dank schlechter Batterien ist auch diese fast leer. Nach ein paar kurzen Sackgassen und rumgeirre in der Wand gelingt es uns schließlich nach zwei, drei gehetzten letzen Längen, in denen wir eher rennen als klettern, auszutoppen: Denni quert auf einem Band nach rechts, nachdem wir erst links gehen wollten und macht Stand. Ich hetzen das Band bis zu einem Aufschwung, hopp, hoch, kann dann glücklicherweise was legen. Dann ein leichter Mantle, zwei drei kräftige Züge und ich stehe auf den Nordgrat, vor mir zwei schimmernde Bolts, die mir das Ende der Kletterei verheißen, auch wenn sie der letzte Stand einer total anderen Route sind. Denni kommt nach, dann erstmal aus den Schuhen raus, meine Zehen schreien inzwischen. Seile aufschießen, kurzes Photo und ein Gipfeljodler hinterher - Gruß an die Heimat ist obligatorisch.
Die andern kommen nach, wir suchen schonmal den Abseilstand am tiefsten Punkt der Nordkante der Sphinx. Finden ihn und relaxen bis die anderen kommen. Dann noch die drei Abseiler im Dunkeln. Wir steigen schließlich happy über unsere Leistung bis zu den Zelten ab. Zum kochen reicht's nicht mehr. Ein paar Ramennudeln müssen reichen. Am nächsten Tag wird ausgeschlafen und am Wandfuß gefrühstückt, wo wir kolumbianischen Kollegen zuschauen, wie sie die Route klettern. Nachmittags bauen wir das Camp ab, es geht ins Tal nach Caraz und schließlich per Collectivo nach Huaraz. Jetzt sitze ich hier an unserem letzten Abend im Monkeywasi während Denni packt. Wir gehen nachher noch mit einigen Mitbewohnern ein paar Bierle zischen und morgen auf die Nacht geht's dann Richtung Iquitos - der Dschungel wartet.
Die Sphinx war definitiv ein würdiger Abschluss für unsere Zeit hier.
Denni steigt die Querung in der zweiten Länge nach
Axel führt die zweite Länge hinter uns
Und einfach noch ein paar Bilder aus dem oberen Teil der Wand. Irgendwann verliert man den Überblick