Mittwoch, 29. August 2012

Oberreintal (Wetterstein)

Als ich letzten November mit Martin auf der Scharnitzspitze stand, nachdem wir die Route Hannemann in der Südwand geklettert sind, hab ich nach Norden runtergeschaut und entdeckt, das sich unter mir das Oberreintal erstreckt, in dessen Mitte die urige, 1921/22 erbaute, urige Franz-Fischer-Hütte (oder auch Oberreintalhütte) in wunderbarer Lage liegt.
Jetzt war es endlich soweit: Andi und ich sind am Montag in knapp unter drei Stunden aufgestiegen, um zwei Nächte lang zu bleiben. Der eigentlich Plan, schon Freitag hochzugehen wurde uns von lieben Petrus versaut.
Auf jeden Fall haben wir es eher gemütlich angehen lassen. Das war aber nicht so schlimm, da es schon viel hat, einfach auf der Hütte mit einem super Panorama zu chillen. Die Stimmung auf der Hütte, war auch ganz anders, als ich es bisher kenne, denn wer "nur" klettern geht, muss sich nicht so den Stress machen, wie die Bergsteiger. Abends ist man gemütlich bei einem Bier zamgehockt und hat über Touren, Kletterethik und Gott und die Welt geredet. Morgens wird man vom Wirt mit Musik und dem Wetterbericht für den anbrechenden Tag geweckt. Und die Alpinkletterer... sind einfach lässige Hund'.
Wie gesagt, gemütlich: Wir haben Montag nur eine kurze Tour am Westwandsockel des Oberreintalturms geklettert und Dienstag eine etwas längere, anspruchsvollere Tour.
Für Mittwoch wäre der Plan gewesen in der früh am Westwandsockel noch was kurzes zu klettern und dann abzusteigen, da ich am Abend noch nach Innsbruck muss.
Allerdings hat es in der Nacht auf Mittwoch geregnet und als wir uns in der Früh die Wand anschauen, schaut die Schlüsselstelle der Tour komplett nass aus.
Die Touren:
-Montag: Rentnerrennbahn (6+), 5SL am Westwandsockel des Oberreintalturms. Chillige Tour, nicht zu anspruchsvoll, relativ gut abgesichert.

-Dienstag: Oy's Chicago (7+/8-), 9SL in der Nordwand des unteren Schüsselkarturms, sehr steil, Schlüsselstelle gut abgesichert, in den 7er-Längen (5 an der Zahl) steht man allerdings schonmal weiter über den Haken. Leider war es uns nicht vergönnt die Tour frei zu klettern, da die Schlüsselstelle nass war und wir nullen mussten. Ich muss leider noch gestehen, dass ich nach der ersten Länge (7) gleich gemerkt habe, dass ich nicht fit genug für die Tour bin und mich von Andi hab hochziehen lassen, der die ganze Tour dann vorgestiegen ist.
Nichts desto trotz war es eine schöne Tour und ein erfolgreicher Trip. Das Oberreintal ist ein wunderbares und kurioses Fleckchen Erde und jeder ambitionierte Alpenkletterer sollte es nicht missen.

Wer noch mehr über das Oberrheintal lesen möchte, kann sich ja mal folgenden Bericht von Bergzeit-Autor Axel Grusser durchlesen:
http://www.bergzeit.de/magazin/oberreintal-ein-kletter-tipp-fur-heise-tage

Noch ein paar Eindrücke:

Auf dem Weg ins Oberreintal zeigen sich uns dessen Gipfel in voller Pracht.

Andi in Rentnerrennbahn. Zwar wars teilweise nass, aber der Fels so rau, dass man trotzdem gut klettern konnte.

Die Franz-Fischer-Hütte von oben.

Andi ganz klein in einer der ersten Länge von Oy's Chicago.

Nicht leichte Verschneidung (ein hohler Block hätte das ganze leichter gemacht, aber dem haben wir nicht so ganz getraut). Danach der Quergang unter dem Loch rechts im Bild. Rechts am Loch der Stand vor der Schlüssellänge.

Andi checkt zusammen mit Thorsten dem Abstieg aus, der uns anfangs nicht ganz ersichtlich war. Thorsten hat mit David zusammen die Schober (6+) gemacht. Diese Route ist einer der absoluten Klassiker im Oberreintal. Die erste Länge sah zumindest mal hammer aus: eine 5er Rissverschneidung.

Sah anfangs zwar nicht so gut aus, aber in Endeffekt gieng der Abstieg besser als gedacht, dank Abseilstelle an einem Köpfle.

Thorsten wartet unten in der Scharte zwischen unterem und oberem Schüsselkarturm auf den Rest von uns.

Ganz schön weit hochgekommen die Jungs: was die wohl im Geröllfeld suchen, oder halten die sich für Gamsen?

Der untere Schüsselkarturm. Die von uns gekletterte Route fängt links unterhalb der zwei großen Löcher an, quert unter diesen und geht da relativ gerade weiter.

Blick auf die Hütte.

Das Tor zum Oberreintal, beim rausgehen fotografiert.


Abstieg durch die Partnachklamm.


Sonntag, 19. August 2012

One Day in Paradise

Wie fast alle meine Blogeinträge fängt auch dieser wieder damit an, dass ich gerade heimgekommen bin. Diesmal allerdings weder aus den Bergen, noch von einer Reise, sondern ganz unspektakulär aus dem Garten meines guten Freundes Axl. Dieser hat heute Mittag nämlich zum Grillen eingeladen. Und wie man Axl und seine Geschwister so kennt, waren wieder einige Leute am Start, unter anderem auch Mattes und Pole, die ich inzwischen leider nicht mehr sehr oft sehe. Also waren wir in Axl's Garten (ein wunderschöner Garten, btw) mit Teich, Feuerstelle, einen extra Grill für die kleinen Gäste, Planschbecken zum chilln und viel leckerem Essen. Die Sonne brennt vom allzu blauen Himmel, aus dem erst vorhin reparierten Kassettendeck dröhnen Klassiker von The Police und Dire Straits, Kassetten, die Axl zuvor noch in der Nachbarschaft zusammengesammelt hat, Traudl macht Photos (welche ich hoffentlich bald kriegen werde) und das eigentlich besondere an diesem Tag: im Garten findet man inzwischen ein paar Blues Harps, eine Cajon, eine Djembe, eine Gitarre, eine Ukulele, ein Keyboard und natürlich nicht zu vergessen: Anni, die das ganze mit ihrer wahnsinns Stimme bereichert. Also sitzen wir den ganzen Tag da und machen dilettantisch, aber leidenschaftlich Musik. Nach und nach verabschieden sich dann die Gäste, die nun alle gen Festwoche aufbrechen, bis schließlich nur der harte Kern übrig bleibt und noch weiter rumklimpert. Aber auch der harte Kern wird immer kleiner, da der ein oder andere am nächsten Tag doch arbeiten muss, und ein paar sich auch zu später Stunde noch entschließen, auf die Fewo zu schauen. Also sitzen dann noch Axl, Pole, Mattes und ich an der Feuerstelle, grillen Würstle auf althergebrachte Weise über dem Feuer und haben halt unsern Spaß an der Freude. Leider lässt meine Kondition dann doch irgendwann nach und ich mache mich auf Richtung Heimat und lasse die anderen drei am Feuer zurück, obwohl ich doch auch gern noch länger geblieben wäre, denn so wohl habe ich mich seit langem nicht mehr gefühlt. Dieser Tag hat mir eindeutig gezeigt, dass man nicht unbedingt weit weg oder hoch hinaus muss, um Zufriedenheit zu verspüren.
Axl (immer noch ohne e) als Feuerteufel.




Mattes hat rausgefunden, dass ein halbvolles Weizenglas schwimmt. nice!




Beim Musizieren..



Einer der Nachbarn zeigt uns über dem Zaun sein Können mit der Blues Harp.

Die Bagage von oben.

Der harte Kern bleibt übrig...

Freitag, 17. August 2012

Chamonix

Unser eigentlich auf 12 Tage geplanter Trip nach Chamonix hat leider durch drängen meinerseits nach zwei Tagen einklettern schon sein Ende gefunden und somit haben wir unsere eigentlichen Ziele gar nicht in Angriff nehmen können. Trotzdem hatten wir zwei schöne Klettertage in den Aiguilles Rouges mit Blick auf einige der schwersten (und schönsten!) Berge der Alpen. Hoffentlich klappt es nächstes mal ja besser und wir kriegen anstatt Gneis den gewünschten Granit unter die Finger (wär langsam mal wieder an der Zeit!).
Hier auf jeden Fall mal ein paar Bilder unseres kurzen Ausfluges nach Cham:

Auf dem Weg nach Chamonix.

Erster Blick auf den Mont Blanc..
...und die Aiguille du Midi.
Netter kleiner Campground in Chamonix, hinter mir der Mont Blanc, kommt im Bild leider kaum raus.

Le Brévent (Süd- und Südwand): unser Ziel für den ersten Tag.
Da wir beide länger nicht mehr geklettert sind, klettern wir am Anfang einen komplett gebolteten, sehr schönen (wenn auch nicht allzu schweren) Klassiker: "Voie Frison-Roche" (6a).

Leider scheint in der Ostwand des Brévent oft die Suppe zu hängen, ansonsten hätte man nämlich den besten Blick auf das, was Chamonix letztendlich ausmacht: das Mont Blanc-Massiv auf der anderen Talseite. Da wird auch das am Stand hängen erträglicher.



Die letzte Länge ist zwar nicht die schwerste, aber mit Abstand die schönste: schöne Verschneidungskletterei (5c).
Uli im Nachstieg.

Erste Route geschafft.
Nachdem wir eine Kleinigkeit gegessen haben, wollen wir noch eine Route in der Südwand klettern, nämlich die "Poème a Lou". Da wir aber über eine Stunde warten müssen, da zwei Seilschaften, bestehend aus vier französischen Burschen (von denen wir uns später am Tag übrigens ein Feuerzeug schnorren mussten, damit wir oben was warmes zum Essen hatten) ein wenig rumgetrödelt haben, haben wir uns entschieden, eine freie Route zu Klettern: "La Fin de Babylone" (6c): anhaltende Klettrei mit acht Seillängen, an sich geboltet, aber für die Schwierigkeit teilweise ungewohnt große Hakenabstände.

Die erste Crux der Route.
Unser Biwakplatz kurz unterhalb der Bergstation des Brévent auf  ca. 2500m. Die Idee war, hier oben zwei Nächte zu schlafen, um sich zu aklimatisieren.

Frühstück in der Sonne und am Ausstieg der "Voie Frison-Roche". Im Hintergrund die Aiguille du Midi und der Mont Blanc du Tacul.
Nach dem Frühstück seilen wir uns in die letzte Länge der "Voie Frison-Roche" ab, um diese clean zu klettern: war als Training für spätere Routen gedacht und hat auch Spaß gemacht.

Blick auf die Aiguille Verte.
Am nächsten Tage war der Plan, eine Route zu klettern, bei der nicht ganz so viel Metall in der Wand steckt. Da wir den Vortag aber noch gut gemerkt haben, haben wir uns entschlossen, etwas leichtes zu klettern, nämlich auf die Aiguille de Charlanon (2552m). Die Route ist von der Kletterei her allerdings nicht so lohnend, wie die Routen am Brévent..

Uli führt die Schlüssellänge: ein 6a-Riss mit ein paar Bolts, aber selber noch was legen, schadet hier sicher nicht. Die Vegetation im Riss lässt darauf schließen, dass diese Route nicht allzu oft begangen wird.
Ich beim Aussteigen.

Von diesem Gipfel aus lässt sich ein Blick auf den östlichen Teil der Grandes Jorasses-Nordwand erhaschen: links das sogenannte "Leichentuch".

Aussicht von Gipfel der Aiguille de Charlanon.


Zurück am Biwak, sitze ich auf meinem selbstgebauten Thron aus Stein und genieße den Blick ins Vallée de l'Arve und sonne mich ein wenig. Eine Herde Schafe leistet mir gesellschaft.



Abendstimmung am Mont Blanc-Massiv.