Mittwoch, 25. Juli 2012

Oberes Engadin: Bernina- und Palüüberschreitung

Als ich vor relativ genau zwei Jahren meine erste Hochtour auf den Piz Palü machte, sah ich von dessen Gipfel aus den Binacograt und sowohl auf Denni, mit dem ich die Tour damals machte, als auch auf mich übte dieser Grat mit seiner Ästhetik eine gewisse Faszination aus und wir beide sagten damals, dass wir irgendwann dort oben stehen wollen.

Bernina und Binacograt von Osten gesehen (aufgenommen am 24.07.2012)

 Vor einigen Wochen war uns danach, dieses Vorhaben demnächst zu verwirklichen. Nachdem ich meine Exkursionen von der Uni aus absolviert und nun Zeit hatte, das zu tun und lassen, worauf ich Lust habe, beobachteten Denni und ich das Wetter im Oberengadin.
Letzten Sonntag war es dann schließlich so weit und wir beschlossen, zwei Tage lang ins schöne Graubünden zu fahren, um von der Tschiervahütte aus den Piz Bernina (übrigens mit 4048 Metern der einzige 4000er in den Ostalpen und mein erster 4000er) zu überschreiten und eine weitere Nacht auf 3597m im Rifugio Marco e Rosa zu verbringen, um am nächsten Tag den Piz Palü zu überschreiten und über dessen Normalweg ins Tal abzusteigen. Andere Gipfel, die wir gerne noch mitgenommen hätten, mussten wir leider sein lassen, da ich am zweiten Tag Probleme mit meinem zur Zeit eh schon lädiertem Knie gekriegt habe.

Sonntag Abend: Zustieg zur Tschiervahütte durch das Val Roseg - ca. 150 Leute schliefen in dieser Nacht dort oben.

Der namengebende Berg: Piz Roseg, hier die Nordostwand und im Vordergrund (eher schwer erkennbar) der Eselgrat: Ein Traum!

Der Hund des Hauses: Montag morgen und halb vier, als die viele der Bergsteiger (unter anderem auch wir) die Hütte verließen, verabschiedete er diese Lautstark.

Blockgletscher von der Tschiervahütte aus gesehen.

Montag morgens um ca 3:00 Uhr: vor dem Frühstück wird noch alles zusammengepackt.

Morgenstimmung mit Blick auf den Palü, von der Fuorcla Prievlusa (3427m) aus: hier gilt es nun eine Felspassage zu überwinden, bevor man auf den eigentlichen Firngrat kommt.

Da gehts hoch zum Grat.

Wir sichern am laufenden Seil: das Gelände ist nicht allzu schwer (2, vereinzelte Stellen 3) und es gibt ein paar Bolts.



Nach der Kraxelei kommt der eigentliche Biancograt in Sicht.

Auf dem Grat...



Denni.



Zwischen den Wolken hindurch lässt sich ein Blick auf den Morteratsch-gletscher erhaschen.

Ein Felsgrat trennt den Piz Binaco vom Piz Bernina.

Ich als Brockengespenst (mit Glorie).

Immer noch am Grat zwischen Piz Bianco (3995m) und Piz Bernina: es windet gescheit.

Piz Bernina von Grat aus gesehen.


Denni beim kraxln.



Blick die Westseite des Grates hinunter.

Abseilen in die Scharte unter dem Piz Bernina.

Bald werden die letzten Meter geklettert.

Die letzten Meter auf den Gipfel des Bernina.


Am Gipfel...

Abstieg über den Spallagrat.


Noch zweimal Abseilen...

...und einmal den Hang runterutschen...
Und schon sind wir bei der Marco e Rosa-Hütte.

Nach einer Nacht verhältnismäßig guten Schlafes ging es gestern erst um halb sechs unterhalb der Bellavista-Gipfel entlang zur Fuorcla Bellavista, wo wir auf den Grat zum Piz Spinas (3823m) eingestiegen sind, welcher über schöne Blockkletterei von westlicher Seite zum Gipfel des Palü (3900m) führt.

Der Weg führte an einigen kleineren Gletscherbrüchen vorbei.

Blick zurück Richtung Westen: rechts hinter Denni die Crast'Agüzza: das Rifugio Marco e Rosa liegt nördlich unterhalb der Crast'Agüzza.

Da eine Stelle des Grates nicht so leicht aussah, klettern wir südlich unterhalb des Grates weiter und verpassen dadurch leider teilweise die schöne Kletterei auf dem Grat selber.

Denni am Grat.


Am Grat, Bernina und Bianco im Rücken.

Denni und ich waren gestern zum zweiten mal zusammen auf dem Gipfel des Palü...

...das erste mal ist relativ genau zwei Jahre her.

Auf dem Grat, der den Hauptgipfel des Palü mit dem Ostgipfel verbindet.

Nach dem Abstieg kommen wir ca mittags an der Diavolezzahütte an. Ich würde mir gerne das Geld für die Bahn sparen und runterlaufen, allerdings schmerzt mein eh schon vorbelastetes Knie. Also nehme ich beide Rucksäcke an mich und fahre mit der Bahn, während Denni sich leichten Fußes an den Abstieg macht. Im Tal angekommen hole ich mir ein Zugticket, fahre nach Pontresina, schnappe mir das Auto und hole Denni an der Diavolzza Talstation ab. Nun geht es Richtung Allgäu mit dem obligatorischen Stop beim M-Preis um die Tour gebührend mit Spezi und belegter Semmel zu feiern. Da ich fahren muss, springt für mich auch noch ein Red Bull raus.







Dienstag, 17. Juli 2012

Versuch Weißkugel Nordgrat

Daheim in Innsbruck freu ich mich auf einen chilligen Abend nach einem coolen Tag, allerdings ohne Gipfelerfolg:

Denni und ich sind gestern zur Weisskugelhütte aufgestiegen mit dem Plan heute den Weißkugel (nach der Wildspitze mit 3739 Metern übrigens der zweithöchste Berg der Ötztaler Alpen) über seinen Nordgrat zu besteigen.
Hat leider nicht so ganz hingehauen: gestern Abend war das Wetter noch super und die Verhältnisse am Gletscher haben auch Hoffnungen gemacht. die Verhältnisse heute waren auch super, nur das Wetter hat nicht ganz mitgespielt: ca 80 Meter unter dem Gipfel, vor der letzten Felspassage hat es uns fast umgeblasen, gesehen haben wir auch nicht mehr wirklich weit und die Felsen waren vereist. Da haben wir dann doch lieber umgedreht. Training wars trotzdem gutes und wir haben eine Nacht in der urigen Weißkugelhütte verbringen dürfen, die bald abgerissen und durch irgendeinen modernen Container ersetzt werden soll.. schade, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Photos (ich mein, wer liest schon den Text, dazu hat ja eh niemand Zeit):

Zustieg zur Weißkugelhütte von Melag aus: sche is scho!

Denni freut sich.

Super Beispiel für die 1850er Moräne: als pflichtbewusster Geograph wird sowas gleich photodokumentiert.

Die Weißkugelhütte: urig und gemütlich.

Diesmal freut sich nicht nur Denni: Rösti, Spiegelei und Speck, nachdem man mit Zirbenschnaps begrüßt wurde: Hütten sind einfach der Hammer (und Bergsteigen irgendwie auch)!

Die morgige Tour wird nochmal vor Ort besprochen.

Herrlich, der Blick von der Stubn aus: Alpenglühen vor der Haustür.

Eigentlich ein Photo von gestern, aber hier passt es eher: über die lange Moräne (eher links im Bild) geht es um ca 5:30 Uhr los.
(Links oben im Bild ist übrigens der Gepatschferner zu sehen.)

Am Ende der Moräne wird gefrühstückt, danach Steigeisen angezogen, Pickel rausgeholt und ins Seil eingebunden. Danach gehts über den Langtauferner zur Einstiegsflanke.


Denni auf der Zustiegsflanke zum Grat: da diese nicht allzu steil war, haben wir uns das ausbinden gespart und uns noch bis zum eigentlich Grat weiter oben in Seilschaft bewegt.

Denni kraxlt in leichtem Blockgelände am Grat herum: hier unten hat man noch etwas gesehen, allerdings hat ein Blick nach oben schon auf Nebel vorbereitet, probiert wurde es trotzdem.

An einem flacheren Stück haben wir länger überlegt, ob wir weiter wollen oder nicht. Schlussendlich haben wir uns entschieden es zu versuchen.

Also wirds versucht: die Sicht wird langsam schlechter und gewindet hats auch wie sau (erkennt man auf den Bildern allerdings eher schlecht).

Hoch...

... und rüber. Ein bisschen weiter geht es noch, lang allerdings nicht mehr.

Denni kommt nach, ich bin schon am überlegen, ob ich weiter will.

Auf ca. 3660 Metern unter der letzten Felspassage haben wir uns dann doch entschieden abzusteigen, da der Wind echt stark, die Sicht auch nicht so der Hit und die Felsen vereist waren.. schade! Es wären nur noch ca. 80 Meter gewesen.

Also gehts runter.

Weiter unten am Grat treffen wir Tom (rechts im Bild) und seinen Vater Rainer aus dem Schwabenländle, die hinter uns auch den Nordgrat versucht haben. Als wir ihnen erzählen, wie es weiter oben steht, entscheiden sie sich auch zur Umkehr. 
Wir entscheiden uns zusammen östlich vom Grat in eine Flanke zu queren und dort abzusteigen.

Weiter unten seilen wir uns alle an: da wir durch den ungeplanten Abstieg durch eine relativ spaltenreiche und ungespurte Zone müssen, beschließen wir, uns zu einer 4er-Seilschaft zusammenzuschließen, das ist einfach sicherer.

Am Weisskugeljoch blästs uns nochmal gescheit den Graupel ins Gesicht.
Ab jetzt auf dem Normalweg von Weißkugel Richtung Hütte.

Spaß machen tuts trotzdem.

Auf der Mittelmoräne binden wir uns aus und packen unser Zeug zam...

Beim Aufstieg über den Langtauferner hab ich einen kaputten Luftballon gefunden, den ich mitgenommen habe.
Unten hab ich gemerkt, dass ein Zettel dranhängt. Der Luftballon wurde am Fasching von der Volksschule in Fulpmes fliegen gelassen, mit der Bitte, einen Brief zu schreiben, falls man ihn findet. mal schaun, ob ichs auf die Reihe kriege..

Eindeutig die von Denni und mir favorisierte Abstiegsart.

Auf dem Weg zurück zur Hütte gehts nochmal unter dem Bruch des Gepatschferners entlang, der auf einem höheren Niveau liegt.

Einen Gipfel gabs zwar nicht, aber schön wars trotzdem.. und Training!