Als sich bei uns im selbst ernannten Kletterhostel Monkeywasi in Huaraz die Gedanken um unseren ersten Gipfel drehten, kamen uns zwei finnische Kletterer unseren Alters zur Hilfe: ganz im Süden der Cordillera, quasi gegenüber des Pastoruri-Gletscher, gebe es einen nicht allzu oft begangenen Gipfel - den Huarapasca. Mit dem Taxi könne man sich bis quasi vor das Basecamp fahren lassen (nur ca. Eine dreiviertel Stunde Zustieg) und am nächsten Tag ginge es dann mit ca. 600 Höhenmetern über die Südwand zum Gipfel. Das hört sich verlockend an. Also gehen Denni und ich ein Taxi organisieren, packen und am nächsten Tag geht es dann los. Huaraz wird wieder Richtung Süden verlassen, nach einer Stunde biegt man von der Talstraße Richtung Osten ab, um dann gemütliche eineinhalb Stunden in dem klapprigen Toyota Stationwagon über die Schotterpiste zu zuckeln.
Als wir also schon durch das südliche Ende des Huascarán Nationalparks fahren, stoppen wir, um das Wahrzeichen Perus aus nächster Nähe zu betrachten: die doch sehr hoch gewachsene Puya raimondii, welche leider sehr selten geworden ist: sie wächst zwischen 3500 und 4000-irgendwas Metern. Brennstoff ist in diesen Höhen leider eher selten, also nimmt man, was man kriegen kann. Zum anderen birgt die stachelige Pflanze auch die Gefahr, dass sich die Weidetiere an ihr verletzten. Fällt man die also, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.
Der Zustieg zum Camp. Von hier sieht man schon den Großteil der unteren Wand, welche es morgen zu klettern gilt.
Am Basecamp angekommen, kommen wir in einen kurzen Hagelschauer. Wir lassen uns davon nicht sonderlich beeindrucken, da wir wissen, dass diese meist nur von kurzer Dauer sind.
Dafür bietet sich uns ein wunderbares Spektakel. Inzwischen hat es bei uns das Hageln aufgehört, doch die Natur malt uns ein eindrucksvolles Gemälde, in welchem das Licht mit den dunklen Wolken, den Schauern, welche sich aus diesem ergießen und den südlich gelegenen Gipfeln spielt.
Wir kochen, essen und als es dunkel wird, lernt Denni seine Kamera besser kennen. Das untere Bild ist das Resultat.
Als der Wecker um 3:45 Uhr klingelt, kochen wir Wasser aus dem Zelt heraus und genießen unsere Haferflocken in der gemütlichen Wärme unserer Schlafsäcke. Bevor es losgeht gilt es, mehr Wasser abzukochen, da wir dem mehr oder weniger stehenden Wasser des nahegelegenen Tümpels nicht ganz trauen. Nur leider Versagen uns beide Feuerzeuge. Wir sind nicht begeistert, allerdings kriegen wir den Kocher nach mehreren Rückschlägen dann doch noch irgendwie in Gang.
Der Zustieg über die Moränenlandschaft, der eigentlich komplett im Dunkeln geplant war, verzögert sich so und wir finden erst im dunkeln, dann im Nebel unseren Weg zum Einstieg, wobei wir die erste halbe Länge seitlich umgehen, da über ihr ein paar beachtlich große Steine in der Wand thronen, gegen welche unsere Helme nicht mehr ausrichten könnten, als eine Eierschale.
Denni klettert dann endlich los. Der Nebel stört uns erstmal nicht, da die Orientierung in der Wand selber nicht wirklich schwer ist. Auffi halt! Für den oberen Teil bauen wir darauf, dass es dann doch noch aufklart...
... was es schließlich auch tut. Noch in der ersten Länge fliegt mir eine Eisschraube entgegen... Und leider an mir vorbei. Nichts zu machen, trotzdem klettern, haben ja noch genug. Mit etwas Glück finden wir sie auf dem Rückweg. Ich kann ungefähr sehen, wo sie gelandet ist.
Nach ein paar Seillängen, die technisch zwar nicht anspruchsvoll, dennoch sehr anstrengend sind, kommen wir schließlich auf ein Plateau. Von hier aus sieht man den Gipfel mit einer zweiten, kürzeren Wand. Zudem sprießen hier flache, vom Wind gebeugte Eiszacken aus dem Boden, deren Entstehung uns Rätsel aufgibt. Zwar sind sie schön anzuschauen, aber nicht sehr angenehm zum gehen. Wir legen hier eine kurze Pause ein, trinken einen Schluck und nagen an einem Snickers - Mittagessen.
Schließlich klettern wir die letzten beiden Seillängen. Einfacher zu klettern, schlechter abzusichern. Ist aber weiter nicht das Problem, da ein Sturz zum einen nicht sehr problematisch, zum anderen eher unwahrscheinlich ist.
Wir gehen die letzten Meter zum Gipfel (auf die Wächte achten!), machen den obligatorischen Gipfelselfie und lassen es uns nicht nehmen, als Gruß an die Heimat den ebenso obligatorischen Gipfeljodler nach Osten in die Sphären der Cordillera zu entlassen.
Anschließendßend geht es wieder runter: das einfachere Gelände wird abgeklettert, der Rest abgeseilt. Glücklicherweise wird die Route anscheinend doch oft genug begangen, sodass wir nicht viel machen müssen: wir finden genug Firnanker und Abalakows um uns relativ schnell den Weg nach unten zu bahnen. Der ein oder andere Anker muss zwar neu platziert werden, die ein oder andere Eissanduhr hintersichert werden, aber es geht relativ zügig.
Die letzte Länge zurück auf die Moräne wollen wir besonders schnell hinter uns bringen, denn hier fliegen inzwischen ein paar Steine. Wir finden zum Glück noch die verlorene Schraube (sie scheint den Sturz relativ gut überlebt zu haben) und machen uns auf dem Weg zum Camp.
Sei es die Höhe, oder das wenige Essen/Trinken während des Kletterns. Wir sind doch ziemlich gerädert, als wir am Camp ankommen. Es wird kurz relaxed und dann alles zusammengepackt, was nicht leicht ist, da inzwischen eine gewisse Lethargie von uns Besitz ergriffen hat. Auf dem Weg vom Camp zur Straße ist mein Kopf vollkommen auf Autopilot. Unten angekommen wird die Isomatte wieder ausgepackt, auf der quasi nicht befahrenen Straße ausgebreitet und genüßlich benutzt. Schließlich kommt unser Taxi und wir zuckeln zurück vor die Haustür unseres momentanen Zuhause.
Das war gestern. Heute ist Rambazamba in der Stadt, ein nettes Spektakel, mit viel Tanz und Musik, welches wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück mit Guacamole (las paltas son rrrrico en Peru!), Pfannkuchen u.v.m. kurz anschauen. Das Blasorchester begleitet uns den ganzen Tag. Normaler peruanischer Samstag halt. Einen Großteil des Tages verbringen wir dennoch im Monkeywasi und räumen auf, waschen, lesen und essen. Ich muss zudem schauen, dass ich mich ein bisschen schone, da die Krankheitswelle, die gerade im Hostel rumgeht, keinen Bogen um mich zu machen scheint. Morgen wird dann weiter gedacht, was als nächstes ansteht.
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